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Malawi: Moskitonetze sind Gesprächsthema  

SBCC-Koordinatorin Rejoice Misozi Kankhande spricht während eines Gemeindedialogs über die richtige Verwendung von mit Insektizid behandelten Moskitonetzen ©World Vision Malawi

Obwohl sie wirksam vor Malaria schützen, nutzen zu wenige Menschen in Malawi Moskitonetze. BACKUP Health und World Vision Malawi zeigen einen ganzheitlichen Ansatz, dies zu ändern.

Malaria gehört zu den am stärksten verbreiteten Krankheiten in Malawi. Mit Insektizid behandelte Moskitonetze stellen eine einfache und effektive Art der Prävention dar. Bei der Verteilung der Netze konnte Malawi in Zusammenarbeit mit dem Globalen Fonds und seinen Partnern bereits wesentliche Fortschritte erzielen. Neben dem Zugang zu Netzen ist für den wirksamen Schutz vor Malaria auch ihre konsequente Verwendung entscheidend. Ein durch BACKUP Gesundheit finanziertes Projekt in Zusammenarbeit mit World Vision Malawi machte es sich 2019 zur Aufgabe, Hemmnisse in der Nutzung von Moskitonetzen mithilfe von Maßnahmen zur Verhaltensänderungs- und Veränderungskommunikation auszuräumen. Die Ergebnisse sind beachtlich.

Jedes Jahr erkranken viele Menschen in Malawi an Malaria

In Malawi erkranken jährlich etwa 6 Millionen Menschen an Malaria. Bei einer Bevölkerung von rund 20 Millionen infiziert sich folglich fast jede*r Dritte innerhalb eines Jahres. Bei Schwangeren und Kindern unter fünf Jahren ist Malaria sogar die häufigste Erkrankung und Todesursache. Das Tückische: Malaria ist nicht nur gefährlich für die Erkrankten, sondern hat auch einen enormen sozioökonomischen Einfluss; verlorene Arbeitsstunden, Kinder, die der Schule fernbleiben, und hohe Ausgaben für Prävention und Behandlung belasten den Familien- und Nationalhaushalt.

Trotzdem haben manche von ihnen Vorbehalte, verfügbare mit Insektizid behandelte Moskitonetze zu nutzen

Eine einfache, aber effektive Maßnahme zur Vorbeugung ist das Schlafen unter mit Insektizid behandelten Moskitonetzen, womit sich der durch Mücken übertragenen Krankheit entscheidend begegnen ließe. Die Verwendung der Netze wird mit einer Verringerung der Zahl der Malaria-übertragenden Mückenstiche sowie der durch Malaria verursachten Todesfälle und der Kindersterblichkeit in Verbindung gebracht. Insgesamt ließen sich Erhebungen zufolge Malariaerkrankungen durch die Verwendung von Moskitonetzen um 40 Prozent reduzieren.

Eine Lehrerin zeigt Schüler*innen im Rahmen des SBCC-Projektes, wie   Moskitonetze sachgemäß aufgehängt werden
Eine Lehrerin zeigt Schüler*innen im Rahmen des SBCC-Projektes, wie Moskitonetze sachgemäß aufgehängt werden

 World Vision Malawi und die malawische Regierung arbeiten gemeinsam mit dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria im Rahmen des National Malaria Control Program daran, möglichst vielen Menschen den Zugang zu den Netzen zu ermöglichen, damit sie sich vor Malaria schützen können. Eine Studie fand 2018 heraus, dass infolgedessen mehr als 82 Prozent der malawischen Haushalte über Netzen verfügen. Neben dieser unabkömmlichen Basis, ist jedoch noch ein weiterer Aspekt bei der effektiven Prävention entscheidend: die Netze müssen konsequent verwendet werden. Verschiedene Faktoren wie die mangelnde Fähigkeit, die viereckigen Netze zu installieren, das Gefühl, dass sich nachts die Hitze unter dem Netz staue, bis hin zum Mythos, die Netze würden Bettwanzen verursachen, hemmen jedoch den Einsatz.

Gesundheitsarbeiter*innen lernen herauszufinden, woran dies liegt

Diese Hürden zu identifizieren und aus dem Weg zu räumen, um so die konsequente Nutzung von Moskitonetzen voranzutreiben, machte sich das Gemeinschaftsprojekt „Strengthening Health Systems for Disease Prevention through Social and Behaviour Change Communication“ (SBCC, dt.: Stärkung des Gesundheitssystems durch Krankheitsvorbeugung mit Hilfe von Kommunikation zur Verhaltensänderung und zum sozialen Wandel) zur Aufgabe. Das Projekt, das von Januar 2019 bis März 2020 lief, ist eine Kooperation von BACKUP Gesundheit, einem Vorhaben der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und World Vision Malawi, einem der Hauptempfänger des Globalen Fonds in Malawi.

Kern des Programms war die Fortbildung von Gesundheitsarbeiter*innen in Methoden der Verhaltensänderungskommunikation. Sie wurden darin geschult, individuelle Hindernisse in der Verwendung von Moskitonetzen zu erkennen und selbst entsprechende Strategien zur Verhaltensänderung zu entwickeln. In drei Pilotregionen wurden mehr als 1.300 Menschen aus Schul-, Gemeinde- oder Gesundheitseinrichtungen weitergebildet. Insgesamt konnten mit den Maßnahmen in den drei Pilotdistrikten Mangochi, Dowa and Rumphi über 220.100 Haushalte erreicht werden.

„Malaria ist ein sehr wichtiges Thema für mich“

Rejoice Misozi Kankhande begleitete die Maßnahme für World Vision Malawi. Sie war bereits seit Ende 2011 bei der Organisation tätig und arbeitete während der Projektlaufzeit als SBCC-Koordinatorin in Dowa, einem der Pilotdistrikte. „Malaria ist ein sehr wichtiges Thema für mich“, sagt Rejoice. „In Malawi sind Kinder unter fünf Jahren die am stärksten gefährdete Gruppe und sie sind anfällig für Malaria. Für mich als Mutter und als jemand, der im Gesundheitsbereich arbeitet, ist Malaria ein echtes Problem der öffentlichen Gesundheit, das Aufmerksamkeit und Investitionen erfordert, wenn wir das Leben der gefährdeten Personen retten wollen. Daher ist es wichtig für mich, mit meiner Arbeit zur Eindämmung von Malaria beizutragen.“ Rejoice koordinierte sämtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit SBCC in Dowa, unter anderem die Entwicklung der Strategie und Materialien für die Fortbildungen sowie für die Kommunikation und führte Trainings selbst durch. Sie war außerdem verantwortlich für die Koordinierung des Einsatzes der Gesundheitsarbeiter*innen auf Gemeindeebene und kümmerte sich um die Erhebung von Daten zur Auswertung der Projektmaßnahmen.

Jugendliche präsentieren die Kommunikationsmaterialien über die Verwendung von Moskitonetzen, die sie im Rahmen des Projektes erhalten haben
Jugendliche präsentieren die Kommunikationsmaterialien über die Verwendung von Moskitonetzen, die sie im Rahmen des Projektes erhalten haben

Kommunikation steht im Mittelpunkt

Gesundheitsarbeiter*innen und Freiwillige suchten im Rahmen des Projekts den direkten Dialog zu Familien durch zahlreiche Hausbesuche sowie in Gemeindedialogen, in denen sie ausführlich über die Nutzung der Netze aber auch sonstige Fragen zur Malariaprävention sprechen und auf Bedenken eingehen konnten. Da auch Grundschulkinder eine wichtige Rolle einnehmen, wurde ihnen das Thema in Schulkampagnen und den Malaria Clubs an Schulen in verständlicher Weise nähergebracht, unter anderem mit passenden Liedern, Gedichten oder auch Theateraufführungen.

Die Gesundheitsfachkraft Rejoice hat sehr gute Erfahrung mit dem direkten Dialog gemacht: „Die Frauen konnten ihre Geschichten [in den Gemeindedialogen] erzählen, wie sie mit Malaria umgehen und welche Probleme sie darin sehen, Moskitonetze zu verwenden. Wir haben gute Gespräche geführt. Ich habe mein Wissen über die besten Methoden zur Malariaprävention weitergegeben, und wir haben unsere Erfahrungen ausgetauscht und voneinander gelernt. So konnten die Menschen vor Ort verstehen, warum es wichtig ist, Moskitonetze zu verwenden, aber ich konnte auch viel über ihre Bedenken erfahren.“

Die Dialoge erreichen und überzeugen viele Menschen

Auch viele andere der Fortbildungsteilnehmenden, die in ihrer Arbeit Situationsanalysen durchführten und ihre Kommunikationsstrategien daraufhin anpassten, sind vom Ansatz des Projekts überzeugt und wollen diese Fähigkeiten auch für ihre weitere Arbeit nutzen, um diese dadurch effektiver zu machen. Noch entscheidender zeugt die Entwicklung in der Bevölkerung vom Erfolg des Projekts: In einer Befragung gaben 89 Prozent der mittels der Verhaltensänderungskommunikation erreichten Menschen an, in der vorherigen Nacht unter einem Moskitonetz geschlafen zu haben. Ein wichtiges Ergebnis, das sogar das Ziel der National Malaria Communication Strategy, dass 80 Prozent der malawischen Bevölkerung unter Moskitonetzen schlafen, deutlich übertrifft.

Ein Freiwilliger übt mit einer Gruppe von Ehemännern und Vätern ein Moskitonetz aufzuhängen
Ein Freiwilliger übt mit einer Gruppe von Ehemännern und Vätern ein Moskitonetz aufzuhängen

Trotz der Erfolge weiß Rejoice, dass der Weg, Malaria in Malawi zu beenden, noch lang ist. Vor allem der Gedanke an Kinder treibt sie an: „Menschen leiden, aber manchmal wissen sie einfach nicht, wie sie der Krankheit vorbeugen können. Das ist meine Motivation weiterzumachen, sodass kein Kind wegen Malaria leiden muss. Damit sie zur Schule gehen können und ausgebildet werden. Wenn Malaria nicht behandelt wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie zu irreversiblen Gesundheitsstörungen bei Kindern führt, die sie für lange Zeit beeinträchtigen können. Das ist eine große Herausforderung für Malawi.“

Eine Herausforderung, die mit starken Partnerschaften, den richtigen Strategien und Maßnahmen wie der Verteilung von Moskitonetzen und Förderung ihrer Nutzung, sowie dem nötigen politischem Willen jedoch schaffbar ist.

Alexandra Teitge und Christina Heese
April 2022

© World Vision Malawi
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© World Vision Malawi
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